Mentaltraining für Buchautoren
Meine Gesprächspartnerin: Tamara Biedermann von tamarabiedermann.com
- Wer bist du und was machst du mit deinem Business?
Ich bin Dipl. Mentaltrainerin, Pädagogin für das Lehramt an mittleren und höheren Schulen und Berufsschulen, Autorin von Lern- und Gesellschaftsspielen, Lehr- und Unterrichtsmaterialien für die Grundschule, Hort und Kindergarten. Meine Spiele und Lernmaterialien findet man auf TAMABI Lernspiele und unter Himmelberg Verlags OG.
Neben meiner beruflichen Tätigkeit als Unternehmerin und Autorin bin ich ab Mittag auch Mama von zwei Kindern im Alter von 9 und 6 Jahren.
Um Familie und Beruf im Alltag für mich zu vereinen und die Herausforderungen zu meistern, nutze ich regelmäßig hilfreiche und wirkungsvolle Techniken aus dem Mentaltraining.
Mentale Stärke wird heute, in einer fordernden und schnelllebigen Zeit, immer wichtiger und ist im Alltag und Beruf von großem Wert.
Aus diesem Grund gebe ich neben meiner Verlagstätigkeit mein Wissen als Dipl. Mentaltrainerin auf meiner Webseite an Menschen weiter, die ihren Alltag und Beruf mit Mentaltraining positiv beeinflussen möchten.
- Was bedeutet Mentaltraining und wie kann man es als Buchautor/in für sich verwenden?
Bestimmt sind dem einen oder anderen die Begriffe "mentales Training", "mentale Stärke" oder auch "mentale Schwäche" schon begegnet. Im Spitzensport hören oder lesen wir Sätze wie:
"Das Spiel wird im Kopf entschieden."
"Er ist wieder einmal an seinen Nerven gescheitert."
"Sie war mental nicht auf der Höhe."
"Mentaltraining" begegnet uns im Sport deshalb, da es im Sport seinen Ursprung hat.
Doch Mentaltraining ist keineswegs dem Sportbereich vorbehalten, sondern ist in jedem Lebensbereich von Wert. Es geht nicht nur um die Konzentration und das Erreichen äußerer Ziele, sondern auch um geistiges Wachstum, körperliche und emotionale Gesundheit und um die Überwindung negativer Glaubenssätze, Ängste und Selbstzweifel. Mit den richtigen Mentaltrainingstechniken erreichen wir jedes Ziel – mag es im ersten Moment noch so groß und unüberwindbar erscheinen – und setzen es richtig.
Zum Mentaltraining gehört nicht nur das gedankliche Durchspielen von Verhaltensweisen und Zielzuständen in allen Lebensbereichen, sondern auch die richtige Planung und die richtige Formulierung von Zielen (SMART Methode).
Durch Mentaltraining erreicht man Ziele nicht nur einfacher, sondern hält auch die Motivation über längere Zeit.
Da Zielsetzung, Strategie, Planung, Motivation und das „Dranbleiben“ zu den größten Herausforderungen eines/er Buchautors/in zählen, sind die Strategien und Techniken aus dem Mentaltraining für Autoren/innen eine große Unterstützung bei ihren Buchprojekten.
- Du hast selbst schon einige Bücher geschrieben. Erzähl uns von deiner größten Herausforderung und wie du sie gemeistert hast.
Für mich gab es am Anfang zwei Herausforderungen:
1. Das fehlende Wissen
Wie plane ich mein Buchprojekt?
Wie mache ich eine Marktrecherche und brauche ich das überhaupt?
Wie sieht eine gute Gliederung aus?
Wie veröffentliche und vermarkte ich mein Buch erfolgreich?
Was muss ich alles beachten, wenn ich ein Buch schreiben möchte? Und so fort.
2. Zeit zum Schreiben finden und kontinuierlich dranbleiben
Ich habe diese Herausforderungen gemeistert, indem ich mir zuerst das nötige Wissen aus Kursen und Büchern geholt habe. Zusätzlich habe ich mir noch Tipps von erfahrenen Autoren/innen geholt. Das ist durch das Internet kein Problem mehr.
Schwieriger zu meistern war für mich meine zweite Herausforderung – die Zeit zum Schreiben zu finden und dranzubleiben.
Im Grunde genommen habe ich dafür zwei Dinge geändert:
Nicht im „Kleinkram“ versinken
Schnell mal die Emails lesen und beantworten, einen Korb Wäsche zusammenlegen, schnell zur Post fahren und plötzlich ist es Mittag. Die Kinder kommen nach Hause und für das Buch ist noch keine Zeile geschrieben.
Deshalb habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, jeden Tag nach dem Prinzip „Das Wichtigste zuerst“ zu arbeiten und verwandte Aufgaben zu bündeln. In diesem Fall war meine allererste Aufgabe des Tages das Schreiben. Ich hatte mir vorgenommen täglich mindestens eine Stunde an meinem Buch zu schreiben.
Denn: Kleinkram ist keine Kleinigkeit, sondern verhindert das Umsetzen von größeren Plänen.
Zeitfresser und Energieräuber stoppen und loswerden
In meiner produktiven Arbeitszeit gibt es schon seit langer Zeit keinen Platz mehr für Anrufe von Verwandten und Freunden, die sich während der Autofahrt unterhalten möchten, gerade einen Kummerkasten benötigen oder die Gerüchteküche einheizen möchten. Dasselbe gilt für Facebook und andere social Media Plattformen. Für diese Dinge gibt es später noch immer genug Zeit. Außerdem haben sie die schlechte Angewohnheit, wertvolle Energie und Zeit – zum Beispiel für das Schreiben – scheinbar mühelos zu rauben.
- Ein Buch ist ein Monster-Projekt: Man plant, schreibt, überarbeitet und vermarktet es; oft monatelang. Wie schafft man es, motiviert auf das Ziel Veröffentlichung hinzuarbeiten?
Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht. Albert Einstein
Das Geheimnis liegt bei großen Projekten (vor allem, wenn das Ende weit in der Zukunft liegt) in der richtigen Planung, denn der größte Motivationskiller ist die Überforderung. Ein „Monster-Projekt“ bleibt es dann, wenn man Dinge verabsäumt: diesen großen Haufen Arbeit in einzelne überschaubare Etappen, Schritte, Ziele und Zwischenziele einzuteilen. So kann man Erfolg relativ schnell sehen und messen.
Wer versagt zu planen, plant zu versagen. unbekannt
In diesem Spruch liegt meiner Meinung nach viel Wahrheit.
Mit der folgenden 6-Schritte-Methode lässt sich die Planung umsetzen:
Schritt 1: Analyse des aktuellen IST Zustandes – die Bestandsaufnahme
• Wie sieht meine momentane Situation aus?
• Was habe ich vor?
• Was möchte ich gerne tun?
• Warum möchte ich das gerne tun?
Schritt 2: Ziel formulieren
Ziele mit der SMART Formel formulieren.
Schritt 3: Planung
• Was ist meine erste Aktion? (Aktionsplan)
• Was brauche ich wann? (Zeitplan)
Schritt 4: Umsetzung
Schritt für Schritt die einzelnen Etappen und Zwischenziele aus dem erstellten Zeit- und Aktionsplan umsetzen.
Schritt 5: Kontrolle
Regelmäßiges Überprüfen und Kontrollieren der geplanten Ziele und Zwischenziele, Teilerfolge messen.
Schritt 6: Entspannen & feiern
Wenn man ein Ziel erreicht, feiern und entspannen. Auch das gehört dazu. Es ist wichtig, die richtige Balance zwischen Leistung und Entspannung, zwischen Arbeit und Freizeit, zu finden. Damit hat man genug Motivation, Energie und Kraft für die mittelfristigen und langfristigen Ziele und Etappen.
- Du schreibst auf deiner Seite über smarte Ziele. Was bedeutet der Begriff und wie man sie als Buchautor/in für sich nutzen?
Der Begriff SMART steht für folgende Kriterien, die ein Ziel haben sollte:
• S- spezifisch (eindeutig und präzise formuliert)
• M- messbar (damit man klar erkennt, ob man das Ziel erreicht)
• A- aktionsorientiert (man muss selbst etwas dafür tun, um das Ziel zu erreichen)
• R- realistisch (ein Ziel kann hochgesteckt sein, aber es muss umsetzbar sein)
• T- terminiert (zu jedem wirklichen Ziel gehört ein Termin, bis wann es erreicht sein soll)
Warum sollen Ziele SMART sein?
Durch diese fünf Punkte entstehen mehrere Vorteile:
Ein klares Ziel liegt vor
Man kann Ressourcen gezielt einsetzen
Man fördert Fokus und Motivation: Man weiß, was man erreichen möchte
Zweifel und Hindernisse sind leichter zu überwinden
Erfolge sind eindeutig erkennbar und man kann sie feiern
Als Buchautor könnte zum Beispiel das vage Ziel „Ein Buch schreiben“ in ein SMART Ziel verwandelt werden:
Spezifisch – Was für ein Buch? Ein Ratgeber zum Thema „Lernwörter üben in der Grundschule“
Messbar – Wie oft und wie lange? Wochentags täglich eine Stunde
Aktionsorientiert – Wer? Ich
Realistisch – Ist es möglich unter der Woche täglich mindestens eine Stunde an einem Buch zu schreiben? Ja, am Morgen
Terminiert – Wann? Jeden Wochentag von 7.00 - 8.00 Uhr
Das SMART Ziel hat nun folgende Zielformulierung:
Ich schreibe wochentags jeden Morgen von 7.00 - 8.00 Uhr an meinem Ratgeber „Lernwörter üben in der Grundschule“.
Jetzt ist das Ziel eindeutig formuliert, klar messbar und terminiert. Es lässt sich einfacher erreichen.
Um deine Frage zum „Monster-Projekt Buch“ zu beantworten: Das Projekt wird mit der SMART Methode konkret und zu einem überschaubaren Projekt. Es erscheint nicht mehr riesengroß und unüberwindbar - im Gegensatz zu „ein Buch schreiben“.
- Welche Tipps hast du, um mit Motiviationstiefs und Selbstzweifel umzugehen?
Ängste, Selbstzweifel und negative Glaubenssätze sind die größten Hindernisse, die wir überwinden müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Mein Tipp: Blockierende Ängste, Selbstzweifel und/oder negative Glaubenssätze herausfinden und auflösen. Damit hat man für das Schreiben Zugriff auf all seine Ressourcen, seine Kreativität und sein Potenzial.
Im Mentaltraining und in der energetischen Psychologie gibt es einfache Methoden und Techniken, um negative Glaubenssätze in positive umzuwandeln und um Ängste und Selbstzweifel aufzulösen.
Motivationstiefs kannst du mit diesen Tipps entgegenwirken:
• Stell dir die Fragen „Warum mache ich das? Warum verfolge ich dieses Ziel?“. Gestalte dir mit deiner überzeugenden Antwort ein Motivationsboard. Hänge es so auf, dass du es täglich mehrmals siehst. Ein Motivationsboard enthält dein „Warum“ in Form von Texten, Zitaten, Sprüchen und Bildern.
• Mache regelmäßig Pausen und entferne dich von Druck und Stress durch Entspannungsmethoden wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung.
• Konzentriere und fokussiere dich täglich auf deine Ziele, indem du sie visualisierst.
• Motiviere dich täglich mehrmals laut und kräftig selbst mit einem Mantra. Zum Beispiel „Ich liebe es zu schreiben!“ „Ich kann alles schaffen, was ich will!“ „Mein Erfolg liegt in meiner Hand!“
• Mache das Schreiben zu deiner neuen Gewohnheit, in dem du täglich mindestens eine Stunde schreibst. Ganz egal, ob es dir gerade leicht von der Hand geht oder nicht. Wenn wir etwas 30 Tage lang mindestens einmal täglich tun, wird es zur Gewohnheit. Das Schreiben wird einfach, es wird leicht.
- Was ist diese Komfortzone genau und ist es wirklich so wichtig, über sie hinauszuwachsen?
Am liebsten tun wir, was wir schon können!
Wir Menschen sind „Gewohnheitstiere“. Wir tun am liebsten, was wir schon gut können und versuchen neuen Dingen auszuweichen. Warum? Weil Neues zu Beginn oft schwerfällt, Kraft und Mühe kostet, schwer von der Hand geht und das Ergebnis uns nicht gleich gut gelingt. Wenn wir etwas Unbekanntes tun, fühlen wir uns unwohl und würden lieber wieder in unsere „Komfortzone“ zurückkehren. Grundsätzlich spricht nichts gegen dieses Verhalten - wäre da nicht eine Sache:
Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist. Henry Ford
• Ein Maler malt immer nur Bäume. Die gelingen ihm sehr gut. Immer, wenn er etwas Neues malt, ist er vom Ergebnis enttäuscht, da es nie so gut ist wie seine Bäume. Doch leider ist das sein einziges Motiv.
• Eine junge Frau fährt ins Ausland, um ihre Englischkenntnisse zu verbessern. Doch irgendwie traut sich nicht, ihr Schulenglisch anzuwenden. Immer, wenn sie es versucht, gelingt es ihr nicht besonders gut. Sie bleibt lieber die meiste Zeit unter ihren deutschsprachigen Kolleginnen. Nach der Rückkehr ist ihr Englisch nicht viel besser.
Unser Körper reagiert auf neue Situationen, Tätigkeiten und Verhaltensweisen mit Unwohlsein und Unbehagen. Am liebsten würden wir sofort wieder damit aufhören, um dieses Gefühl zu vermeiden. Das ist eine normale Reaktion unseres Nervensystems.
Doch wer seine Komfortzone nicht verlassen will, das ungewohnte oder unangenehme Gefühl nicht aushalten möchte, nichts Neues lernen oder sich neue Verhaltensweisen für ein Ziel aneignen will, setzt sich damit seine eigene Grenze.
- Welche Bücher empfiehlst du Autor/innen zu deinen Themen?
Autogenes Training, Dr. Med. Delia Grasberger, GU Verlag
Genug geschuftet – Wie Sie weniger tun und mehr erreichen, Barbara Berckhan, Scorpio Verlag
Angst kocht auch nur mit Wasser. Wie wir durch Denken in Bildern negative Verhaltensweisen durchbrechen können, Dan Katz, mvg Verlag
Vielen Dank für deine Zeit!