Die verflixtesten Glaubenssätze von Buchautoren
Welche Glaubenssätze sind in den Köpfen von Buchautoren verankert?
Vor kurzem habe ich in meiner Facebook-Gruppe und auf Instagram gefragt, welche Gedanken Buchautoren öfter über ihre Bücher und über sich selbst haben.
Mit diesem Beitrag möchte ich Gegenargumente bringen und die Glaubensätze durch Fakten widerlegen.
Nehmen wir sie auseinander und sehen uns an, was hinter ihnen steckt.
Bestseller sind Zufälle
Dieser Glaube hat sich wie Rotweinflecken auf einer weißen Bluse ins kollektive Bewusstsein eingefressen. Doch Bestseller lassen sich “machen”. Die Zutaten, um einen Bestseller ins Bücherregal der Leser zu zaubern, sind:
Relevanz der Idee vor dem Schreiben überprüfen
Zielgruppe vor dem Schreiben eingrenzen
Konkurrenzanalyse machen
Interessante Inhalte bzw. Plots schreiben
Zielgruppengerechte Sprache verwenden
Buch korrigieren lassen
Guten Titel finden
Tolles Cover erstellen
Gegenlesen lassen, ggf. überarbeiten
Leserunde oder Testleser organisieren
Marketing machen, das auf die Zielgruppe angepasst ist
Dem Buch mit SEO zu digitaler Sichtbarkeit verhelfen
Langfristiges und regelmäßiges Marketing machen
Hier ist die Frage: Wer tut sich das alles an?
Wer es sich antut, wird Erfolg haben. Das muss nicht im Alleingang sein, sondern kann auch mit der Unterstützung von anderen Menschen geschehen.
Das Buch lässt sich keinem Genre zuordnen
Die meisten Leser kaufen gerne Bücher eines bestimmten Genres. Sie haben bestimmte Erwartungen an Bücher.
Autoren, die von vornherein zwischen Genres schreiben, sprechen mehrere Gruppen von Lesern an. Manchmal kennen sie ihr Buch noch nicht genau oder ihre Zielgruppe noch nicht gut genug. Das Buch entwickelt sich von selbst und spätestens bei der Veröffentlichung taucht die Frage nach dem Genre auf, über das das Buch vermarktet werden soll. Blankes Entsetzen macht sich breit, weil es sich nicht „einordnen“ lässt. Es passt irgendwie gleichzeitig zu Krimi und zu Liebesgeschichte.
Leser mögen Genre-nahe Bücher und nicht “Krimi mit Liebesgeschichte vermischt”. Wer also Bücher verkaufen möchte, sollte sich schon vor dem Schreiben überlegen, für welches Genre er schreibt. Er sollte Genre-nah schreiben: Krimi mit Liebesgeschichte als Neben-Plot ist ein akzeptabler Kompromiss. Wenn beides in den Haupt-Plot einfließt, enttäuscht es sowohl die Leser, die Liebesgeschichten mögen, als auch das Lager der Krimi-Fans.
Die Herausforderung stellt sich bei Sachbüchern weniger. Hier werden Verquickungen sogar interessant: Ein Abnehm-Buch für Paare, das fiktive Abnehm-Willige mit Tiefschlägen und Erfolgen in den Mittelpunkt stellt, sorgt für Abwechslung zum sachlich gehaltenen Abnehm-Einheitsbrei.
Die Zielgruppe kauft nur von bekannten Namen
Wie viele bekannte Namen gibt es im Krimi-Genre? Eingefleischte Fans haben die Bücher wohl innerhalb eines Jahres ausgelesen. Und dann?
Gerade durch die Social Media Kanäle, die Buchblogger-Community und Initiativen von Selbstverleger-Verbänden rücken Selbstverleger immer mehr ins Rampenlicht. Etabliertere Autoren und mehrere Internet-User werden auf sie aufmerksam und empfehlen ihre Bücher weiter. Die online Buchcommunity aus Lesern, Autoren und anderen Mitwirkenden an der Buchentstehung pusht die Bücher der unbekannteren Namen. Dabei werden die Namen von Neulingsautoren schneller bekannt als sie es selbst für möglich halten. Wer auf Networking setzt und sich online mit der Buchcommunity nach dem Prinzip „Geben und Nehmen“ vernetzt, wird schnell weiter gereicht.
Selbstverleger haben mehr Freiraum mit ihrem Marketing und können so kreativ sein, wie sie wollen. In einer Woche eine Live-Lesung organisieren? Ja, natürlich! In den nächsten Monaten einen Video-Kanal aufbauen? Ja, das geht!
Auch Buchplattformen haben mehrere Filter, über die Leser neue Autoren entdecken können. Bei Amazon beispielsweise sind es folgende:
Stöbern
Erweiterte Suche
Buch-Neuheiten
Kategorien
Neuerscheinungen (die Bücher der Vorbestellungsoption)
Kunden kaufen auch…
Und noch mehrere andere Filter, um die suchenden Leser auf neue Bücher und Autoren aufmerksam zu machen.
Als Krimi-Fan entdeckte ich über Amazon zahlreiche nordische Krimis-Autoren, von denen ich wohl nie etwas gehört hätte.
Alle wollen nur Krimis und Liebesromane lesen
Eine Studie von Splendid Research 2017 kommt zu anderen Ergebnissen: Krimi, Thriller, Historischer Roman und Fantasy führen bei Romanen das Feld an und bei Sachbüchern sind es Ratgeber, die die Nase vorne haben.
Das Tolle an den anderen Genres ist, dass es mit weniger Lesern weniger Konkurrenz gibt. Ob ein Autor mit mittlerweile 50.000 Krimis (auf Amazon) mithalten kann/will oder lieber einen Urban Fantasy Roman mit nur 8.000 Konkurrenzbüchern entwickelt, sei dahingestellt.
Der Krimi-Autor könnte ein Sub-Genre suchen und einen Detektiv-Roman mit einer Detektivin entwickeln. Damit hätte er nur 3.0000 andere Bücher als Konkurrenten.
Generell sollte der Autor das Buch auf Relevanz prüfen und eine Konkurrenzanalyse machen, bevor er mit dem Schreiben loslegt (siehe Punkt 1).
Gute Bücher verkaufen sich von selbst
Wer hat schon mal was von „Lost City Radio“ gehört? Es ist mein absolutes Lieblingsbuch; geht aber total unter, weil sich sein Autor und Verlag nach der Veröffentlichung nicht mehr um das Buch gekümmert haben.
Auch gute Bücher brauchen Marketing. Das tollste Buch hilft dem Autor nicht, wenn er es den Lesern nicht zeigen kann.
Das Marketing sollte immer an die gewünschte Zielgruppe angepasst sein. Der erste Knackpunkt, den viele Autoren zu spät in Angriff nehmen: Bei der Veröffentlichung finden sie heraus, dass sie ihre Zielgruppe nicht gut genug kennen. Hätten sie sich schon früher damit beschäftigt, hätten sie die Power der online Welt für sich nutzen können und in der Vorveröffentlichungsphase mächtig die Werbetrommel gerührt.
Meist geben Autoren kurz nach der Veröffentlichung Vollgas. Dann sind sie verständlicherweise ausgepowert und lassen nach. Die nächste Buchidee sitzt ihnen im Nacken und sie konzentrieren sich aufs Schreiben des nächsten Texts. Deshalb sollte der Autor einen Jahres-Marketing-Plan erstellen, damit sein Buch langfristig im Gespräch bleibt.
Viele Bücher haben zeitlose Themen und können in fünf Jahren noch gelesen werden. Und selbst bei zeitgebundenen Themen (Beispiel Technik, online Welt) machen Neuauflagen mit Aktualisierungen das Buch wieder relevant und interessant.
Doch wer macht schon einen Jahres-Marketing-Plan und das über fünf Jahre hinweg? Würden es alle Autoren machen, würden sich ihre Bücher langfristiger verkaufen.
Amazon ist ein Glücksspiel
Die eigenen Bücher bei Amazon anzubieten, ist eine tolle Idee! Schon allein deswegen, weil Amazon unschlagbar darin ist, den Lesern die Bücher auf vielen Wegen und auf verschiedenen Amazon-Seiten anzuzeigen. Das geschieht durch Filter, Google PPC, Buchseiten der Konkurrenz und exklusive Deals für Ebooks.
Kniffe wie Keyword-Optimierung, angepasste Klappentexte, geeignete Kategorien und bezahlte Werbekampagnen platzieren das Buch gut sichtbar und attraktiv für die Leser.
Viele dieser Dinge lassen sich steuern, denn Amazon ist eine Suchmaschine und funktioniert nach gewissen Spielregeln. Hier steht lediglich eine Lernkurve zwischen dem Autor und seinem Amazon-Erfolg, um das Spiel für sich zu gewinnen und ins Blickfeld der Leser zu kommen.
Social Media ist für Networking
Social Media- und Social Media-nahe Kanäle erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Im besten Fall macht sich der Autor vor der Veröffentlichung über seine Zielgruppe Gedanken und legt die geeigneten Social Media-Plattformen für sein Marketing fest.
Die Leser sind Selbstständige und Unternehmer? Twitter stellt eine gute Möglichkeit dar, das Buch dieser Zielgruppe schmackhaft zu machen. Das Buch ist für jüngere Menschen? Instagram ist unter jungen Menschen der letzte Schrei. Der Autor unterhält die Leser mit regelmäßigen Autorenblog-Beiträgen? Pinterest wäre eine interessante Möglichkeit.
Wenn der Autor die Kanäle einmal definiert hat, für welches Ziel will er sie nutzen? Gerade Social Media Plattformen bieten für Marketing (und Verkauf) tolle Möglichkeiten. Für Networking mit Buchbloggern und/oder anderen Autoren, für das Marketing zu seinem Buch, für den Aufbau einer Autorenmarke,...?
Wer auf beide Fragen Antworten gefunden hat, ist auf einem guten Weg!
Besser Social Media als eigene Webseite
Gefühlt wirkt es so, als ob die meisten Autoren 70% ihrer Zeit in Social Media stecken und ihre Webseiten verkümmern lassen.
Aber hey: Social Media ist nur eine Seite der Münze. Und es ist eine Seite, die sich nicht kontrollieren lässt. Social Media sollte ein Standbein von drei Marketing-Standbeinen sein: Webseite und Buchplattform kommen dazu. Die Webseite ist dabei das Herzstück und Fundament der online Strategie; nie die Plattformen, die sich nicht kontrollieren lassen.
Eine Webseite macht den Autor von den Spielregeln der Social Media Plattformen unabhängig. Und das ist absolut wichtig: Denn eine Marketing-Strategie mit Fundament sollte immer auf einer kontrollierbaren Plattform und nie auf einer Fremd-Plattform gebaut sein. Die Social Media Plattformen ändern ihre Regeln ständig und sie sind schnelllebig: Immer kommen neue dazu. Das bedeutet: Neuaufbau und Verlust einiger Abonnenten.
Die Webseiten-Anbieter bieten eine Domain an, die der Autor nach Lust und Lauen füllen kann. Die Kontrolle geht höchstens dann verloren, wenn er die Zahlungen nicht leistet. Mit einer Webseite kann sich der Autor außerdem digitale Sichtbarkeit aufbauen, die von ihm selbst kontrolliert ist. Versteht er etwas von Content-Gestaltung und Suchmaschinenoptimierung, sind das perfect matches für tolle digitale Sichtbarkeit.
In den Sozialen Medien muss man sich verstellen
Für die sozialen Medien muss der Autor kein Lifestyle-Influencer sein. Wer Psychologen auf Youtube oder Instagram folgt, kennt das: Birkenstock und Wollpulli prägen das Bild. Und Überraschung: Genau das lieben die Zuseher und Follower!
Worum es geht ist Authentizität. Diese riechen und spüren Follower zwischen den Zeilen und den Beiträgen: Jemand knallt jeden Tag Selfies mit Dreizeilern & 40 Hashtags hin und labert nur von seinen Erfolgen? Ob die Follower in dieser Situation langfristig bleiben, lässt sich wohl schnell beantworten.
Daneben gibt es unechte Profile und Profile, die Follower und Likes einkaufen. Diese lassen sich auf den ersten Blick erkennen: 40 Beiträge mit 2.000 Followern und nichtssagende Inhalte. Neben ihnen existieren gefühlte 30% an Profilen, die beim Erstkontakt die Verkäufer-Keule schwingen und auf Biegen und Brechen ihre Produkte aufschwafeln.
Das heißt: Gerade jetzt ist die Zeit für authentische und „hausgemachte“ Profile, die sich positiv von den als gefakt und übertrieben erlebten Lifestyle-Profilen abheben.
Was kann man als Autor daraus machen? Sich fragen, welche Inhalte man mit den Lesern teilen will und was man von sich zeigen will. Punkt zwei kontrolliert jeder selbst. Als Beispiel: Einblick ins Privatleben geben oder doch nicht? Der Autor kann seine Follower unterhalten, sie inspirieren oder Wissen mit ihnen teilen. Und je authentischer und liebevoller er das macht, desto besser.
Blog & Newsletter sind tot/unwichtig (es lebe Social Media)
Eine Webseite mit eigenem Autorenblog und Newsletter ist die beste Möglichkeit, sich als Autor eine eigene Leserschaft aufzubauen. Diese Kontakte halten im Schnitt länger als flüchtiger Austausch auf Social Media.
Die Leser rücken dem Autor ihre Email-Adresse heraus, weil sie ihm vertrauen und mehr von ihm wissen möchten. Bei Social Media können sie sich schnell wieder vertschüssen. Follow-Unfollow ist ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel.
Über einen Blog oder Newsletter lernen die Leser ihren Autor und seine ausführlicheren Inhalte besser kennen. Sie bauen ein Vertrauensverhältnis mit ihm auf: Deine Inhalte sind noch immer interessant, weil du noch immer meine Email-Adresse hast und ich sie dir nicht entzogen haben. Als „Stammleser“ kaufen sie neue Bücher eher als neue Leser, die sich der Autor erst über andere Kanäle aufbauen musst. Das wurde im englischsprachigen Raum tausende Mal bewiesen; besonders mein “Darling” Tom Morkes rückt diesen Punkt immer wieder in den Mittelpunkt .
Ein Blog-Beitrag kann einmal pro Monat erscheinen; ein Newsletter auch – und die Zeit, die der Autor hineinsteckt ist garantiert weniger als bei Social Media. Social Media verleitet zum digitalen Zappen und Schnell Lesen. Blog-Beiträge und Newsletter zum Verweilen und Kennenlernen.
Wer sich eine langfristige Autorenkarriere aufbauen möchte, setzt deshalb auf diese beiden Möglichkeiten; unabhängig davon, ob er „nur ein Buch“ hat oder nicht. Es werden mit der Zeit mehr Bücher und mehr treue Leser.
SEO, Statistiken & DSGVO sind kompliziert
Für einen Durchschnittseuropäer sind Programmieren, Zahlen und Recht nicht gerade die Lieblingsthemen.
Doch für Autoren sollten sie es werden! Im Grunde ist es wie Diffentialrechnungen: einmal durchgebissen und verstanden, kann man sie immer wieder anwenden und positive Ergebnisse hinlegen.
Die Wunderwaffe SEO verhilft im Web, auf Social Media und auf Buchverkaufsplattformen zu mehr digitaler Sichtbarkeit. SEO sucht nach den meist angefragten und konkurrenzfähigsten Suchbegriffen und hinterlegt diese als Keywords, Hashtags oder Stichwörter bei den jeweiligen Plattformen. Die Basics von SEO sind in fünf Stunden erlernt. Zu wenig Zeit? Einfach 5X1 Stunden blocken und über 5 Wochen erlernen. Selbst mit den Basics lassen sich Inhalte so optimieren, dass die Leser sie besser und schneller finden.
Webseiten-Statistiken und Social Media-Insights geben Auskunft darüber, wer die eigentlichen Besucher und Leser sind und welche Inhalte sie am meisten ansprechen. Wer sich dafür 30 Minuten pro Woche nimmt, kann seine Inhalte (Blog-Beiträge, Webseiten, Pins, Posts, Newsletter) überarbeiten, verbessern und damit ein größeres Publikum erreichen.
Die DSGVO ist das Schreckgespenst des deutschsprachigen Raums. Gut ist, dass sie vor Missbrauch schützt und für Transparenz sorgt. In Österreich stellt die WKO mehrere online Ratgeber und Unterlagen zur Verfügung. In Deutschland berät die IHK zur DSGVO.
Schreiberfahrung bestimmt den Preis
Als Erstlingsautor darf (und soll) man den durchschnittlichen Preis verlangen. Dann würde es allen Erstlingsautoren (und dem Buchmarkt insgesamt) besser gehen.
2017 lag der Preis für eBooks laut dem boersenblatt im Schnitt bei 6,39 Euro.
Durch Leseproben, Rezensionen und Autorenbiografien bekommen Leser einen guten Vorgeschmack auf die Qualität des Buchs und den Werdegang des Autors. Daher sollte ein Erstlingsautor gerade Dinge wie online Leseproben zur Verfügung stellen, online (Live) Lesungen organisieren, bei Amazon den „Blick ins Buch“ aktivieren und/oder verlinken, sich um Rezensionen bemühen und seine Autorenbiografie interessant machen.
Lesern sind Bücher über 2,99 zu teuer
2017 habe ich als Ghostwriterin begonnen, für Selbstverleger unter dem Kindle-Geschäftsmodell Bücher zu schreiben. Dabei geht es der Mehrheit dieses „Selbstverleger-Typs“ um schnelle Gewinne. In Kindle-Kursen lernen sie, gewinnträchtige Nischen aufzuspüren und die Leser mit preiswerten Büchern anzulocken.
Die Außenwirkung ist jedoch: Schrott, zu billig, schlecht.
Autoren sollten sich selbst als Anfänger nicht davor scheuen, ihre Bücher zum Durchschnittspreis (siehe vorheriger Punkt) anzubieten. Der Preis allein ist nicht das einzige Marketing-Instrument. Und es sollte nicht das erste Marketing-Instrument sein, um Leser auf das Buch aufmerksam zu machen.
Andere Marketing-Instrumente sind Cover, Titel, Klappentexte, Rezensionen, Testimonials von bekannten Autoren, Lesungen, Live-Lesungen,...
Ein durchschnittlicher Kaffee kostet bei Starbucks übrigens 3,50 Euro. Und ein Buch, das innerhalb von Monaten geschrieben wird, ist den Lesern weniger als ein Kaffee Wert?
Bestseller-Autor geht bei Amazon über 0,99
Eine beliebte Strategie ist, sich mit 0,99-Euro Aktionen in die Bestseller-Listen zu pushen. Ob man sich damit „verschrottet“, sei dahingestellt. Solche Preisaktionen sind kurzfristiges Denken.
Denn mit Marketing über den Preis allein schießt man sich ins eigene Bein: Was bleibt noch von den Einnahmen, nachdem Kosten und Steuern abgezogen sind? Ein Bestseller-Rang für einige Tage?
Zugegebenermaßen haben es Sachbuch-Autoren einfacher, über die 0,99-Strategie hinaus einen Bestseller für ihr Thema zu produzieren. Sachbücher sind im Durchschnitt teurer als Romane. Es geht aber wie bei Roman-Autoren darum, schon im Vorfeld genügend Marketing für das Buch und die gewählte Zielgruppe neugierig darauf zu machen.
Bezahlte Werbung bringt mehr Leser
Wenn die normalen Marketing-Aktivitäten nicht ziehen, um Leser anzulocken, greift der verzweifelte Autor zur letzten Maßnahme: Er investiert Geld und schaltet bezahlte Werbekampagnen für sein Buch. Das mag kurzfristig eine Strategie sein, um Besucher und Leser auf das Buch aufmerksam zu machen.
Nur: Wenn normale Marketing-Aktivitäten zu wenig Substanz haben, um das Interesse der Leser zu gewinnen – wie sollen es dann bezahlte Werbeaktionen machen?
Dieses Denken sehe ich bei Instagram immer wieder: Viele Autoren schalten in letzter Zeit Werbung und bekommen 2.000 Likes für den beworbenen Buch-Post. Doch die Bestseller-Ranks und Verkaufszahlen ihrer Bücher ändern sich nicht. Im letzten Monat habe ich drei Bücher beobachtet, bei denen das der Fall war. Es wirkt imposant, dass ein Post 2.000 Likes hat. Wenn die Werbekampagne aber nicht dazu führt, ein weiteres Buch zu verkaufen, sollte der Autor besser zurück zu den Basics gehen: Zielgruppe durchleuchten, Inhalte für sie überlegen, Strategie aufbauen und regelmäßig Analysen der Posts und Beiträge durchführen.
Der Marketing-Zug ist abgefahren, wenn man zu spät etwas für das Buch tut
Marketing ist work in progress. Es beginnt mit dem Text, Titel und Cover und hört vielleicht dann auf, wenn der Autor selbst tot ist. Auch wenn das Buch nicht mehr aktiv beworben wird, steht es trotzdem noch im Web. Hin und wieder finden es Leser. Wenn es guten Content rund um sich herum hat und gute Keywords, bedeutet das Selbstläufer-Marketing. Der Autor kann das Buch sich selbst verkaufen lassen. Da nur wenige Autoren SEO-Kenntnisse haben, müssen sie mehr für aktives Marketing tun.
Jeder Autor kann immer etwas für sein Buch tun. Denn es gibt immer Leser, die genau in diesem Genre nach Büchern suchen. Die meisten Bücher haben zeitlose Inhalte: Auch ein 2016 geschriebener Krimi ist heute genau so interessant wie morgen. Bei Sachbüchern tritt häufiger die Frage auf: Sind diese Inhalte überhaupt noch aktuell? Roman-Autoren haben es aus dieser Sicht einfacher.
Das beste Beispiel, das dafür spricht, sind Selbstverleger, die ältere Bücher wieder ins Rampenlicht stellen und vermarkten. Immer kommen neue Leser hinzu und werden auf das gerade aktuelle Buch aufmerksam. Meist wird dieses auf der eigenen Webseite und auf Social Media stark vermarktet. Die älteren Bücher treten eher in den Hintergrund. Und weil neue Leser hinzukommen, ist es eine gute Idee, ihnen einen Schubs in Richtung älterer Bücher zu geben.
Klappentext ist Klappentext
Das stoische Übernehmen des Klappentexts von dem Buchrücken auf andere Kanäle zieht sich durch die ganze Branche. Aber: Klappentexte sollten je nach Kanal angepasst werden. Denn jeder Kanal erlaubt andere Inhalte. Und diesen Punkt sollten Autoren unbedingt für sich nutzen!
Amazon ist eine Suchmaschine und erlaubt für den Text bis zu 4.000 Zeichen.
Webseiten werden bei Google gelistet und deshalb sollte eine Buchseite etwa 800 Wörter enthalten, um gut gelistet zu werden.
Bei Social Media lässt sich der Klappentext zu einem Mini-Sales-Pitch umformen, weil die Kurzbeschreibungen dieser Kanäle meist sehr begrenzt sind (150 bis 300 Zeichen).
Ein anderer Punkt hier: Suchmaschinen mögen keinen Duplicate Content und strafen diese Inhalte dadurch ab, dass sie die Seiten im Ranking hinuntersetzen. Aus dieser Überlegung sind verschiedene Klappentexte ein Must-Have!
Einkauf von Followern & Rezis macht jeder/gute Idee
Abkürzungen sind verlockend; vor allem, wenn sie preiswert sind. Im Web und auf Freelancer-Seiten gibt es Anbieter, über die sich Follower und Rezensionen kaufen lassen. Das geschieht am Buchmarkt tagtäglich.
Fake-Follower bringen jedoch wenig, außer dass sie „chic“ anzusehen sind. Sie bringen keine Kommentare, keine Likes und keine Interaktionen, die auf Social Media-Kanälen für die Sichtbarkeit wichtig sind. Die echten Abonnenten riechen den Braten schnell und düsen wahrscheinlich genau so schnell wieder ab.
Rezensionen einzukaufen ist eine noch schlechtere Idee: Durch das echte Kaufverhalten und die wirklichen Interessen der Käufer schießt sich der Autor damit das generische Ranking auf Amazon zusammen. Außerdem riechen 100 Rezensionen mit jeweils 5 Sternen ziemlich nach Fake: Wer möchte so ein Buch lesen?
Business-Profile bringen nichts
Social Media macht Spaß und ist toll für Buchmarketing geeignet. Die Social Media-Kanäle bringen viele Insights zu den Lesern - wenn der Autor sie nicht mehr als Privatperson sondern als Business-Profil nutzt.
Business-Profile lassen sich bei Instagram und Pinterest kostenlos anlegen. Was man im Gegenzug bekommt, ist unbezahlbar: Insights und Statistiken zu den Besuchern. Welche Beiträge bekamen die meisten Interaktionen? Wer sind die Abonnenten? Woher kommen sie? Wie alt sind sie? Diese Informationen lassen sich dazu nutzen, die eigenen Inhalte stetig zu verbessern und als Ausgangspunkt für bezahlte Werbekampagnen zu nutzen.
Der springende Punkt ist, dass man sich den Ruck endlich gibt und diese Insights regelmäßig ansieht. Der Vorschlag ist, sich mindestens einmal pro Monat Zeit zu nehmen und die Profile auszuwerten.
Video ist Zeitverschwendung
Ein Video zu drehen ist im Vergleich zu einem Text echte Knochenarbeit: Der Autor muss sich ein Thema überlegen, sich etwas in Szene setzen, die Aufnahme machen, sie schneiden und zuletzt hochladen. Da kann drei- bis viermal mehr Zeit draufgehen als bei einem Text-Post.
Die Wirkung ist jedoch auch drei- bis viermal größer (wenn nicht mehr). Wir kennen das alle von uns selbst: Videos erzeugen mehr Aufmerksamkeit und sind ein “Hinklicker”; vor allem, wenn der Autor selbst mit uns spricht und interessante und unterhaltsame Inhalte bringt.
Von den Möglichkeiten, durch dynamischere Inhalte mehr generische Follower zu bekommen, lässt sich diese Reihenfolge angeben:
Text –> Bild/Foto –> Bild/Foto mit Text –> Sprache –> Sprache mit Bild/Foto –> Video –> Live-Video
Introvertierte Menschen können nicht verkaufen
Mit Abstand der Klassiker der verflixtesten Glaubenssätze unter Buchautoren. Sie scheinen Wesen zu sein, die den Kontakt mit anderen Menschen wie der Teufel das Weihwasser scheuen.
Dabei geht es gar nicht ums Verkaufen.
Um das Buch verkaufen zu können, geht es vordergründig um Marketing.
Aus gutem Grund sind Marketing und Verkauf in vielen Unternehmen als Abteilungen getrennt: Sie übernehmen unterschiedliche Aufgaben (siehe nächster Punkt).
Marketing ist dasselbe wie Verkaufen
„Kauf mein Buch!“
Mhm, ich kenn es doch noch gar nicht.
„Ok. (egal) – Kauf es!“
Wer kennt die Hammerschlag-Methode nicht? Besonders auf Social Media scheint sie sehr beliebt zu sein. Wildremde Menschen drehen uns Dinge an, von denen wir noch gar nicht wissen, was sie können und ob wir sie brauchen.
Damit sind wir bei der Frage um Marketing und Verkauf gelandet. Ein Autor muss den Unterschied zwischen beidem kennen. Er muss sich nicht selbst um alles kümmern und kann Teile abgeben. Aber er sollte das Ziel immer kontrollieren und die Entwicklung regelmäßig überprüfen.
Marketing schafft passende Inhalte für die Zielgruppe, um Interesse für das Buch zu wecken. Das beginnt mit dem Text, Titel, Cover, Klappentext, SEO und führt bis zur Wahl der Farben der Webseite, der Sprachwahl, den Inhalten für Blog-Beiträge und Social-Media-Posts sowie zu Aktivitäten wie Lesungen, Gewinnspielen und Live-Lesungen. All das macht der Autor, ohne auch nur einmal gesagt zu haben: „Kauf mein Buch“. Er legt lediglich den Grundstein, damit die Wunschleser das Buch finden und positiv darüber denken.
Verkauf ermöglicht dem Leser, dass er das Buch kaufen kann und hat Argumente für das Buch. Bei Webseiten sieht das so aus, dass der Leser auf Kaufbuttons klicken kann (nicht nur auf der Startseite). Auf Social Media gibt es einen Link zur Webseite und unter manchen Posts einen Hinweis, wo der Leser das Buch kaufen kann. In Interviews sind die Kauflinks angeführt. Bei Gewinnspielen gibt es diesen Zusatz.
"Ich kann das nicht" – meist in Kombination mit „Ich habe es noch nie probiert“
Warum den Spieß nicht umkehren? Ich kann das. Weil ich es noch nie probiert habe, wird es mir gelingen.
Die Angst vor dem Unbekannten und Nicht-Können ist Kopfsache.
Der schönste Vergleich hier: Als Schüler haben wir Differenzialrechnungen gelernt und sogar bei der Matura/beim Abitur erfolgreiche Mathe-Prüfungen abgelegt.
Erfolg liegt weit weg in der Zukunft
Erfolg geschieht nicht über Nacht. Nach außen wirkt es manchmal so, als ob es so wäre.
Erfolg besteht aus vielen kleinen Schritten hin zu einem vorher definierten Ziel. Niederlagen und Lerneffekte sind teil der Reise.
Vielfach geht es bei Erfolg darum, seine eigenen Schwächen und Lücken zu erkennen.
Im besten Fall eignet man sich das Wissen darüber selbst an: autodidaktisch oder durch einen Coach. So kann man selbst entscheiden, ob man das Thema selbst managen möchte oder abgibt.
Ist das mal gemacht, fehlt nur noch eines: Wer sein Ziel kennt und einen Plan ausarbeitet, kommt meist dahin, wo er hin will.
Weit weg in der Zukunft also nur, wer kein Ziel hat und seine Lücken nicht füllt.
Man muss alles auf einmal machen
Selbstverleger sind meist in der Situation, dass sie ihre Bücher selbst schreiben und selbst vermarkten.
Ihr Erfolg steht und fällt mit der Zielgruppe. Nebensächlicher sind Trends oder die eigenen Interessen.
Beispiel: Ein Autor schreibt ein Sachbuch über Balkongärten für Pensionisten. Er hält das Buch in einer Sprache, die jugendlich klingt und gestaltet ein junges Cover. Instagram ist gerade in. Vermarktet der Autor sein Buch nun auf Instagram, weil er den Kanal mag, steckt er Zeit in eine Plattform, auf der seine Zielgruppe wenig aktiv ist. Die Zielgruppe fühlt sich durch die Sprachwahl und das Cover wohl nicht angesprochen.
Jeder Mensch hat 24 Stunden zur Verfügung. Am besten macht sich der Autor deshalb einen langfristigen Plan mit Aktivitäten, um die er sich selbst gerne kümmert und um die, die er abgibt. Dabei ist die Devise: Neues immer zuerst selbst ausprobieren und dann entscheiden, ob man es selbst macht oder abgibt. Jemand anderen mit Aufgaben zu beauftragen ist mitunter preiswerter als wegen Fehlern und Korrekturen mehr Zeit reinzustecken oder potenzielle Leser zu verlieren.
Die Aktivitäten können frei nach der Eisenhower-Matrix in Prioritäten gereiht werden. So gewinnt man mit der Zeit ein gutes Gefühl für die wichtigen Dinge. Meist sind es die, die man nicht sofort tun möchte. ;)
Man muss alle Kanäle bedienen, am besten täglich
Content ist zeitlos. Das bedeutet, dass alle erstellten Inhalte und Posts immer sichtbar sind. (Bei Social Media und Blog-Beiträgen merkt man es dadurch, dass alte Beiträge Interaktionen bekommen. Bei Büchern, dass ältere Büchern Rezensionen erhalten.)
Der Stress, überall und ständig zu posten, entsteht durch das nervöse Schielen auf die Mitbewerber: Was machen die anderen? Es wirkt so, als ob sie omnipräsent seien.
Kennst du das oberste Selbstverleger-Gebot? Es lautet: sich nicht von anderen blenden lassen. Andere Buchautoren und Selbstverleger haben einen ganz anderen Background als du. Ihre Entwicklung verläuft anders als deine. Konzentriere dich deshalb auf dich und deinen Erfolg.
Regelmäßigen Content auf den Kanälen zu erstellen, die für die Zielgruppe passend sind, führt langfristig zu mehr Erfolg, als alles gleichzeitig machen zu wollen.